Wir alle kennen das Bild von einem Engelchen mit einer Harfe und Teufelchen mit einem Dreizack, die auf unseren Schultern sitzen und uns bei Entscheidungen in bestimmte Richtungen zu lenken versuchen. Auf den Schultern von uns Wirtschaftsinformatikern liegt oft doppelte Last, denn da machen sich zwei weitere Akteure breit.
Während auf der einen Schulter ein Kapuzenpulli tragender Nerd mit einem 23-Tage Bart und einer dampfenden Tasse Kaffee lässig hockt, nimmt auf der anderen Schulter ein adrett gekleideter Erbsenzähler mit Seitenscheitel und einem Aktenkoffer Platz. Wie man sich gut vorstellen kann, sehen die beiden die Welt mit absolut unterschiedlichen Augen. Die eine Seite würde am liebsten alles selbst programmieren und eine Anwendung, die nicht aus eigener Feder stammt, nicht mal mit einer Kneifzange anfassen. Die andere Seite brabbelt unentwegt von Projektplänen, Break-Even-Analysen und Kostenreduzierungen.
Bei einem Kundenauftrag sind beide Seiten wichtig – es geht ja darum, eine vernünftige Qualität zu liefern und dabei die Kosten nicht ausufern zu lassen. Bei einem privaten Projekt, ähnlich dem, um den es in diesem Beitrag geht, ist es anders. Der Termindruck ist nicht da und der Kostengesichtspunkt ist eher zweitrangig völlig egal, sodass ich mich darauf freuen kann, dem OverEngineering zu frönen und die Anwendung hier und da mit sprichwörtlichen goldenen Wasserhähnen und Marmorböden auszustatten. Doch die Rechnung habe ich ohne den Erbsenzähler auf der Schulter gemacht, der seine Nase immer wieder in die IT-Angelegenheiten steckt und sowohl den Entwicklungsprozess als auch den Lesefluss dieses Beitrags unterbricht. Doch genug der Vorrede – legen wir mit der Implementierung des Programms zur Wohnungsverwaltung und Nebenkostenabrechnung los und versuchen dabei, das Gezanke auf den Schultern auszublenden.